Phänomenologie des Fernsehens
Wie messen sich Erscheinung und Bewegung im Fernsehen?
Der Erfolg eines Fernsehprogramms steht in einem direkten Zusammenhang mit seiner Bewegung auf ein gesellschaftliches Ziel. Arnold Hauser formulierte als politische Diagnose: "Das neue Jahrhundert ist von so tiefen Gegensätzen erfüllt, dass die Vereinigung des möglichst weit Auseinanderliegenden die Vereinheitlichung des am meisten Widerspruchsvollen zum Hauptthema, oft nur einzigen Thema seiner Kunst wird."
Betrachten wir Quantität und Qualität, so wird jeder Erfolg qualitativ; indem aber das Fernsehprogramm in eingentümlicher Größe fixiert wird, gilt Quantität und deren Verschiedenheit als Maxime des Erfolgs. Jener ist aber als Zufall zu erklären und seine Wirkung bleibt unbestimmt, solange Quantität Qualität nicht voraussetzt.
Der hegelianische Umschlag der Quantität in die Qualität ist hier die als die fernsehästhetische Veränderung, die beim Transport des Quantitativen vor sich geht. Hier treten oft Missverständnisse in der Definition des Quantitativen auf.
Solange sich Fernsehen mit äußerem Zufall solcher Fiktionen produzieren läßt (als chaotisches Konglomerat ohne zielbewussten Geist), wollen seine Verwalter seine pure Regelmäßigkeit als Objektivität verstanden wissen und den Urzustand vermieden wissen.
Der Eingriff in die gezüchtete Konvention wäre der erzwungene Nachweis einer Kehrseite: zeigen dass derselbe Geist, unter dessen Forderung man sich zu stellen glaubt, eben dessen Verrat bedeutet, indem man das Publikum- aus Angst vor Rationellem- mit Tradiertem befriedigt.
Das Prinzip Fernsehen wird dort missbraucht, wo Werben als Ingredienz der Freiheit ohne Rücksicht auf Qualität diese in Namen der Freiheit liquidiert. Es ist der Verlust der Freiheit überhaupt. Wo Quantität in Gefahr ist, ihre dialektische Einheit mit Qualität zu verlieren, sind Hoffnung und Zukunft des Fernsehens verraten. Im Umschlag der Quantität hat diese sich ins Unübersehbare summiert und zur Unbeweglichkeit geführt. Eine absurde Unmoral wäre der Gegenwert einer bedingungslosen Freiheit im Ausverkauf. In ihr, soweit ohne Bewusstsein der Dialektik der Konfektion, ruht die Grundlage des Demokratischen.
(Auszug M.A. Arbeit von 1970, Berlin)